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Falkensee für Menschen mit Behinderung

Artikel Bildungsausschuss aus MAZ - Eltern von Kindern mit Behinderungen wenden sich hilfesuchend an den Bildungsausschuss und berichten von schweren Problemen dabei, Grundschulen für ihre Kinder zu finden. Sie fordern eine andere Haltung.

Eltern von Kindern mit Behinderungen richten Appell an Stadt Falkensee

Im vergangenen Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Soziales der Stadt Falkensee am Mittwochabend beschäftigten sich die Mitglieder erneut mit dem Anliegen von Eltern von Kindern mit Behinderungen: Bereits in der Einwohnerfragestunde der Januarsitzung hatten sich Eltern hilfesuchend an die Stadtverordneten gewendet und von schweren Problemen bei der Beschulung in Falkensee berichtet. Ein im Nachgang der Sitzung vom Teilhabebeirat verfasster und an den Ausschuss adressierter Brief wurde nun als Tagesordnungspunkt intensiv besprochen.

Kinder von Falkenseer Grundschulen abgelehnt

„In der Einwohnerfragestunde meldeten sich mehrere Mütter und ein Vater von Kindern mit Behinderungen zu Wort, die entweder von den Falkenseer Grundschulen wegen einer Behinderung oder eines Förderbedarfes abgelehnt wurden oder deren Kinder trotz allgemeiner Schulpflicht monatelang nicht die Schule besuchen durften“, beschreiben Christine Plörer und Sille Boll vom Teilhabebeirat die Thematik in dem Brief. Problematisch sei die Bedingung einer Schulbegleitung, die wegen mangelnden Personals jedoch vielfach nicht umgesetzt werden könne.

In der Summe bedeute dies für die Mütter, zuhause zu bleiben und den Unterricht selbst zu ersetzen, anstatt ihrem Beruf nachzugehen. „Ebenfalls wird von den Eltern eine deutliche Ablehnung ihrer Kinder an den Schulen wahrgenommen, obwohl diese das Label „Schule für gemeinsames Lernen“ tragen und es ein Wunsch- und Wahlrecht gibt. Das führt immer wieder dazu, dass Eltern unfreiwillig auf Schulen in den umliegenden Gemeinden und in Berlin ausweichen müssen, um nicht auf einer sogenannten Förderschule zu landen.“

Positive Haltung zu Inklusion gewünscht

Neben der personellen Unterversorgung werden auch Mängel bei der räumlichen Ausstattung und der baulichen Barrierefreiheit angesprochen. Über die konkreten Kritikpunkte hinausgehend macht der Teilhabebeirat jedoch deutlich, dass diese vor allem auf eine zu Grunde liegende Frage der Haltung zurückzuführen sind. „Wir vermissen eine Haltung, dass Inklusion ehrlich in dieser Stadt gewollt ist. Von der Ausschussvorsitzenden vermissen wir Vorschläge und Ideen, wie sie diesem wichtigen Thema den aus unserer Sicht dringend erforderlichen Rahmen geben möchten.“

Stadtverordnete signalisieren Unterstützung

Die Stadtverordneten im Bildungsausschuss zeigten sich indes ehrlich interessiert und gewillt, sich der Problematik anzunehmen: „Wir haben zu der Thematik keinen Antrag verfasst, wollen aber, dass wir uns mit dem Brief des Teilhabebeirats befassen. Mein Vorschlag ist, dass wir uns zu einer der nächsten Sitzungen einladen lassen an eine der betroffenen Schulen dieser Stadt“, sagte Harald Petzold, dessen Fraktion Die Linke das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hatte. „Es hat keinen Sinn immer nur darauf zu verweisen, wer wofür nicht zuständig ist. Am Ende stehen die Kinder da und es passiert nichts. Diesen Zustand können wir nicht weiter fortlaufen lassen“, so Petzold.

Christine Plörer, die für den Teilhabebeirat im Bildungsausschuss sitzt, stimmte dem zu: „Wir Eltern wissen nicht, wo wir uns hinwenden können. Niemand ist willentlich, sich den Hut aufzusetzen und zu sagen: Wir haben diese Probleme, aber anstatt zu jammern, lasst uns Lösungen finden, das irgendwie anzupacken.“ Plörer richtete einen Appell an Lehrer, Eltern, Stadtverordnete und das Schulamt, sich zusammenzusetzen und gemeinsam Strategien zu entwickeln.

Problematik im Bildungsausschuss auf Kreisebene diskutiert

Udo Appenzeller (SPD), der auf Kreisebene Vorsitzender des Bildungsausschusses ist, berichtete von seinem Vorstoß, das Thema in diesem Gremium zu behandeln: „Ich habe mich verpflichtet gefühlt, das Thema als Priorität auf meine Fahne zu schreiben und beschlossen, es auf die Tagesordnung im Kreisausschuss zu setzen. Aus angedachten 15 Minuten wurden anderthalb Stunden. Das war wichtig – vielen war nicht klar, in welcher Breite Probleme bestehen.“ Im Kreisausschuss sei ein Zeichen gesetzt worden, mit dem Auftrag an die dort vertretenen Fraktionen, das Thema weiter zu besprechen.

Bezüglich der Handlungsoptionen des Falkenseer Ausschusses sagte Appenzeller: „Wir werden heute Abend keine Lösung präsentieren. Aber der Brief zeigt, wo es Ansätze geben könnte: Ganz wichtig ist, die Mentalität in Schulen so zu verbessern, dass die jeweiligen Leiter ein Auge dafür haben. Sie können nach außen erzählen, was sie wollen, aber wichtig ist, wie es den Lehrern vermittelt wird. Wir wissen, dass es immer wieder an Geld und Personal scheitern wird, aber wir müssen am Ball bleiben.“ Auch Renate Kiel (CDU) sagte: „Die Problematik ist uns in der Tiefe nicht bewusst gewesen. Wir dürfen es nicht wieder versickern lassen.“

Mit den Betroffenen zusammensetzen

Sven Steller (CDU) kritisierte, dass die Diskussion sich im Kreise drehe: „Wir sind im Hamsterrad und wiederholen all das, was wir bisher zu dem Thema gesagt haben. Es gibt zwangsläufig mehrere Themen: Zuständigkeiten, Geld, Aufklärung, Ängste und Vorbehalte bei Eltern und Schulen. Das ist nichts Neues und müssen wir nicht in jeder Sitzung wiederholen.“

Wichtig sei, dass die Stadtverordneten mit den Betroffenen sprechen, nicht nur mit den Eltern, sondern auch Schulen. „Ich finde insofern den Vorschlag gut, das exemplarisch an einer Schule zu machen. Wir müssen aber so ehrlich sein, dass wir das Probleme alleine in Falkensee nicht lösen können, sondern den Kreis und insbesondere das Land mit ins Boot holen müssen“, so Steller.

Plörer äußerte sich gegen Ende der Sitzung positiv: „Ich danke den Stadtverordneten, die sich der Sache angenommen haben. Es sind viele gute Sachen gesagt worden und das ist, was wir erreichen wollen: Dass Sie sich auseinandersetzen mit der Thematik.“

Artikel lesen: https://www.maz-online.de/lokales/havelland/falkensee/bildungsausschuss-falkensee-diskutiert-brief-von-teilhabebeirat-DLOKGMCMFVGS5ET6UEEZ6RXMCI.html


Quelle: MAZ Artikel vom 10.03.2023, Leonie Mikulla, https://www.maz-online.de/lokales