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Falkensee für Menschen mit Behinderung

Nach 16 Jahren ist Schluss: Das bleibt Falkensees Bürgermeister Heiko Müller in Erinnerung

Es sei nie sein Ziel gewesen, Bürgermeister seiner Heimatstadt Falkensee zu werden, sagt Heiko Müller (SPD) frank und frei. 16 Jahre hat er dennoch die Geschicke der größten Stadt im Havelland geleitet. Im großen MAZ-Gespräch schaut er zurück, verrät worauf er stolz ist und auch, worauf nicht. Ein sehr persönlicher Rückblick.

Nach 16 Jahren Rathaus ist Schluss für Heiko Müller (SPD). Am Freitag, 27. Oktober, führte den Falkenseer Bürgermeister sein morgendlicher Weg zum Arbeitsplatz – mit großem Getöse, weil Begleitung durch die Falkenseer Feuerwehr – zum letzten Mal in das große, helle Eckbüro im ersten Stock, mit Blick auf die Falkenhagener Straße und den gegenüberliegenden Rathausplatz.

In den vergangenen Tagen schon hatte Heiko Müller sich von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verabschiedet, am Freitagvormittag gab es noch einmal ein lockeres Zusammenkommen.

Am Montag, 30. Oktober, bleiben die Türen im Falkenseer Rathaus geschlossen – Brückentag. Ebenso am Dienstag – dann steht der Reformationstag an. Am Mittwoch, 1. November, ist die letzte Amtshandlung des scheidenden Stadtoberhaupts dann die Übergabe der Amtskette an Nachfolger Heiko Richter (parteilos). Eine Übergabe des symbolischen Zeichens der Amtswürde. Während Heiko Richter sich dann zukünftig um die Fertigstellung des Hallenbads, den Straßenausbau in Falkensee und all die weiteren Feinheiten der Verwaltung, Weiterentwicklung und Befindlichkeiten der Gartenstadt kümmern wird, wird Heiko Müller als Bürgermeister a.D. seinen Ruhestand genießen.

In dem hat er allerdings noch so einiges vor. Denn auch wenn er zur Bürgermeisterwahl Anfang Juli nicht erneut antrat (MAZ berichtete), hat er in den nächsten Jahren noch einiges vor. Offiziell habe er noch anderthalb Jahre bis zum Rentenalter, sagt Heiko Müller. Müde des Arbeitens ist er noch nicht. Gut möglich also, dass man den 64-Jährigen in Falkensee auch zukünftig immer wieder mal in Erscheinung treten sehen wird.

Bürgermeister Heiko Müller aus Falkensee: Viele Herausforderungen in 16 Jahren Amtszeit

Was für ihn als nächstes ansteht, was er an seinem ersten freien Tag nach der offiziellen Übergabe des Amtes machen wird, aber auch welche Entscheidungen rückblickend für ihn in seiner Zeit als Bürgermeister die größte Herausforderung war, erzählt Heiko Müller im großen MAZ-Gespräch. Und verriet dabei auch, dass er ursprünglich das Amt des Stadtoberhaupts in Falkensee nie hatte übernehmen wollen.
Feierliche Übergabe der Bürgermeister-Amtskette durch Vorgänger Jürgen Bigalke (r.) an Heiko Müllers erstem Arbeitstag. Foto: Konrad Radon

Heiko Müllers erster Tag im Amt: Der Schreibtisch ist zu klein

An seinen ersten Tag im Amt als Bürgermeister der Stadt Falkensee kann sich Heiko Müller bis heute noch gut erinnern: „Ich saß am Schreibtisch und habe mir die Knie an den Schubladen geschrammt“, erzählt er. Der einstige massive Tisch ist längst einem neuen, modernen Schreibtisch gewichen. Und auch sonst hat sich im Bürgermeisterbüro des Rathauses einiges getan. Wandschränke und Vitrinen, in denen auch zahlreiche Akten lagerten, gibt es in Heiko Müllers Büro heute nicht mehr.

Neuer Bürgermeister in Falkensee 2007: Die erste Entscheidung im Amt

Neu im Amt traf Heiko Müller bereits in seiner ersten Arbeitswoche eine wegweisende Entscheidung, die vor allem für die Arbeitsabläufe in der Verwaltung eine Rolle spielte: „Bis dahin ging sämtliche Post, die im Rathaus ankam, über den Tisch des Bürgermeisters. Das habe ich sehr schnell, schon nach wenigen Tagen geändert“, erinnert er sich. Bis zu einhundert Schreiben könnten da schon mal zusammenkommen, „wenn man alles nimmt, was im Rathaus so eintrifft“, sagt er.

Heiko Müller: Früher Vogel oder Nachteule? – So arbeitet er am liebsten

Frühaufsteher oder Langschläfer, was trifft auf Heiko Müller zu? Er verortet sich dazwischen. „Ich bin eher ein Nachtarbeiter“, sagt er. Nicht unbedingt morgens der Erste im Büro, sondern „eher so ab 9 Uhr, dann aber auch mal bis 22 Uhr am Abend“, verrät er. Dass das Arbeitspensum für einen Bürgermeister hoch ist, ist kein Geheimnis. Und Heiko Müller bestätigt das: „Die Arbeitsbelastung schwankt, man kann nicht sagen, jede Woche sind es 40, 50, 60 Stunden. Aber 70-Stunden-Wochen waren schon auch dabei.“ In den vergangenen 16 Jahren gab es zudem kaum ein Wochenende, an dem nicht auch Bürgermeister-Verpflichtungen anlagen.

Diese Projekt in Falkensee kostete Bürgermeister Heiko Müller die meisten Nerven

Recht zeitnah nach seinem Amtsantritt im Jahr 2008, hielt die Eröffnung eines neuen Gymnasiums in der Rathenaustraße in Falkensee – heute das Vicco-von-Bülow Gymnasium – Heiko Müller über mehrere Jahre mächtig auf Trab. „Das waren bewegte Zeiten“, erinnert er sich an den Sommer vor der geplanten Schuleröffnung. Warum? „Die Bauamtsbehörde verfügte eine Sperrung – aufgrund von Brandschutzbelangen.“ Wenige Wochen später sollten die ersten Siebtklässler eingeschult werden. In Windeseile wurden Treppen am Außenbereich des Gebäudes gebaut, mit Sondergenehmigung für ein Jahr konnten die ersten Schüler dann starten. Es folgte ein Erweiterungsbau neben dem Schulgebäude, ein Jahr später die Sanierung des eigentlichen Gebäudes. „Wir haben uns von Jahr zu Jahr gehangelt, aber immer den Schulbetrieb ermöglichen können. Das war ohne Frage eines der spannendsten Projekte“, sagt Müller rückblickend. Und merkt auch an: „Die Bauzeiten, die wir damals umsetzen konnten – die sind heute undenkbar, eine Realisierung in Jahresfrist undenkbar.“

Viele Bürgermeister-Reden: Heiko Müller nie mit ausgefeiltem Skript auf der Bühne

Gab es in all den Jahren jemanden, der die Reden für Veranstaltungen und festliche Anlässe vorgeschrieben hat? Kein unüblicher Vorgang im politischen Alltag. „Haben Sie mich jemals eine Rede ablesen gesehen?“, beantwortet Heiko Müller diese Frage schmunzelnd. Neujahrsempfänge, Bürgerpreis- und Ehrenamtsveranstaltungen, Jubiläumsfeierlichkeiten – es gibt viele Anlässe, bei denen Müller auf großer Bühne stand und die richtigen Worte finden musste. Die Zettel, die er dabei vor sich liegen hatte, enthielten jedoch stets nur Stichpunkte. „Ich kann keine Reden ablesen“, verrät er nun. Zwar habe er für Themen, Daten und Fakten oftmals Zuarbeiten seiner Mitarbeitenden erhalten, die er sich notierte und mit auf die Podien nahm. Dort jedoch redete er stets frei. Oft zum Nachteil für Vertreter der Presse, die ihn immer wieder mal um sein Skript baten. „Ich konnte nie eines aushändigen, weil es nie eines gab“, erklärt Heiko Müller verschmitzt.

Darauf ist Bürgermeister Heiko Müller mit Blick auf seine Amtszeit in Falkensee stolz

Worauf ist Heiko Müller nach 16 Jahren im Bürgermeisteramt besonders stolz? „Gar nicht so sehr auf ein konkretes Projekt“, sagt er. Sondern viel mehr darauf, „wie viele Leute gern in Falkensee leben“. Die Entwicklung in den Jahren sei immens gewesen, „die Bevölkerung hat sich seit der Wende mehr als verdoppelt. Allein die Schülerzahlen: von 2300 Schülerinnen und Schülern zur Wendezeit auf heute 5400. Das ist ein riesiger Wandel“, sagt er mit Blick auf die damit verbundene Infrastruktur. „Wir haben es hinbekommen, dass vieles funktioniert und die Menschen gern hier leben. Ja, das ist etwas, worauf man stolz sein kann.“

16 Jahre als Bürgermeister in Falkensee: Das lief laut Heiko Müller nicht so gut in seiner Amtszeit

„Auf vieles Erreichte können wir stolz sein, auf einiges auch nicht. Dazu zählt ohne Frage das Thema Verkehr“, sagt Müller. Beim Havelländer Weg sei man lange Zeit nicht weiter gekommen – das Thema steht aktuell wieder auf der Agenda. „Grundsätzlich ist das Problem beim Verkehr in Falkensee, dass einige ursprünglich geplante Verkehrsbeziehungen nie realisiert wurden.“ Auch geplante Hauptstraßen wurden nie in solche umgewandelt, „das Ganze wurde dann immer schwieriger“. Auch deshalb „werden wir wohl nie eine ganz gewöhnliche Stadt sein. Das gilt übrigens auch für das fehlende Stadtzentrum“, sagt Müller.

Während der gesamten Amtszeit: Die Gesundheit hat immer mitgespielt

Man mag es kaum glauben, aber in seinen 16 Jahren Amtszeit als Bürgermeister war Heiko Müller „keinen einzigen Tag krankgeschrieben oder habe ich krankheitsbedingt nicht arbeiten können“, verrät er. „Dafür bin ich dankbar“, sagt er, und merkt an: „Irgendwie habe ich auch großes Glück gehabt.“

Nur mit Unterstützung möglich: Der größte Dank von Heiko Müller gilt seiner Familie

„Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre es nicht möglich gewesen, das Bürgermeisteramt auszufüllen“, sagt Heiko Müller, „sie hat das mitgetragen.“ Für diese Unterstützung ist er entsprechend dankbar. Auch vielen anderen Menschen, die ihn während seiner gesamten politischen Laufbahn begleitet haben. Müller sagt: „Ich möchte mich bei all meinen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern in der Stadt, im Landkreis und im Land Brandenburg ganz herzlich für die Zusammenarbeit und Unterstützung in den letzten 34 Jahren auf meinem Weg in der Politik und in der Verwaltung bedanken.“ Besonderer Dank jedoch gelte „meiner Frau und meiner Familie, die das Fundament für alles waren, was ich im Herbst 1989 angefangen und in den vielen Jahren bewegt habe“.

Das größte Projekt in Heiko Müllers Zeit als Bürgermeister von Falkensee

„Das Hallenbad“, muss Heiko Müller nicht lange überlegen, welches das größte Projekt seiner Amtszeit war. „Darüber haben wir auch am längsten diskutiert", merkt er zudem an. Ob man ihn nach der Eröffnung regelmäßig im Hallenbad antreffen werde? Müller muss schmunzeln. Weder sei er der größte Schwimmer, noch der größte Kegler. „Es trifft auch nicht zu, dass die Stadt Falkensee ein Hallenbad gebaut hat, weil der Bürgermeister dort so gern schwimmen gehen will. Oder eine Kegelbahn baut, weil der Bürgermeister so gern kegelt“, stellt er klar. Die Möglichkeiten, die das Bad bieten wird, werde er nutzen, „aber ich werde nicht der häufigste Gast sein“, sagt er schmunzelnd. Über den Bau des Hallenbades war erbittert gestritten worden. Per Bürgerentscheid im November 2020 stimmten von 36.749 abstimmungsberechtigten Einwohnern 10.451 für den Bau, 5.504 dagegen. Unter anderem Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg sorgten für schwierige Bedingungen des Bauprojekts, verteuerten es. So wurden aus 23 Millionen Euro bis heute rund 30,5 Millionen Euro. Fertiggestellt werden soll das Bad zum Jahresende und in Betrieb genommen werden nach aktuellem Stand im ersten Quartal 2024. Jüngst schauten sich mehr als 1500 Falkenseerinnen und Falkenseer das Bad beim „Tag der offenen Tür“ schon einmal an. Die Vorfreude ist groß.

Träne im Auge über Unfertiges: Das muss Heiko Müllers Nachfolger zu Ende bringen

„Tatsächlich bin ich ein wenig traurig, dass ich dieses Projekt nicht mehr zu Ende bringen kann“, sagt Heiko Müller mit Blick auf den Erweiterungsbau für das Falkenseer Rathaus. Das platzt aus allen Nähten, denn mit der Stadt wächst auch deren Verwaltung. „Ziel des Neubaus ist es ja, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus vernünftig zu gestalten. Es ist ein bisschen schade, dass ich das nicht mehr erleben werde.“ Seit sechs Jahren werde das Projekt geplant. Vor wenigen Tagen, am 17. Oktober, erfolgte der Spatenstich, Ende 2024 soll der Bau fertig sein.

Heiko Müller wird sich weiter für seine Heimatstadt engagieren – nun im Ehrenamt, nicht mehr hauptamtlich

Nicht zum typischen Ruheständler dürfte Heiko Müller in den nächsten Monaten und Jahren werden. Zu viel Energie hat er noch, um sich aufs „Altenteil zurückzuziehen“. Gedanken, wo die Reise für ihn hingeht, hat er sich bereits gemacht. Unter anderem will er sich in den Fördervereinen für das Heimatmuseum, die Feuerwehr und die Bibliothek in Falkensee engagieren.

Von wegen Ruhestand: Heiko Müller hat schon ein neues Gewerbe angemeldet

Bevor es Heiko Müller hauptamtlich in die Politik verschlug, arbeitete der studierte Diplom-Schiffskonstrukteur und Informatiker in einem völlig anderen Bereich. Unter anderem in der Forschung war er tätig, später Hauptgesellschafter und Geschäftsführer eines IT-Unternehmens. Dieses führte er auch während seiner Zeit als Landtagsabgeordneter weiter, bis die Doppelbelastung zu groß wurde. Das Programmieren zählt jedoch bis heute zu Müllers Leidenschaften und Hobbys. Aus diesem Grund will er zukünftig im IT-Bereich wieder tätig sein, jedoch „nur noch die Sachen machen, die Spaß machen“, wie er schmunzelnd anmerkt. Sein neues Gewerbe hat er bereits angemeldet.

Stichwort „Bürokratie in der Verwaltung“: Das sagt Heiko Müller dazu

„Wir sind in all den Jahren noch bürokratischer geworden – damit stehen wir uns selbst im Weg“, bilanziert Müller. Und sagt klipp und klar: „Ich finde das nicht gut.“ Weniger statt mehr Bürokratie sei geboten, „aber es wird immer noch komplizierter gemacht und noch ein neues Gesetz geschaffen“, meint er kopfschüttelnd. „Man sollte sich aufs Wesentliche konzentrieren, das konsequent durchziehen. Es wird über den Abbau von Bürokratie zwar viel geredet. Aber eine wirkliche Bereitschaft dazu kann ich nicht erkennen.“

Wenig Zeit für privates: Was gilt Heiko Müllers persönliche Leidenschaft?

Zwei Hobbys frönt Heiko Müller besonders gern, auch wenn die Zeit dafür als Bürgermeister oft knapp bemessen war. „Die Musik ist mein längstes Hobby“, sagt er. „Mit der Flöte fing im Alter von sechs Jahren alles an. Es folgten Geige, Klavier und Gitarre.“ Letztere spielt er bis heute leidenschaftlich gern, gar in einer Band. Auch eigene Songs schreibt er. Seine zweite Leidenschaft: das Programmieren. Zeit am PC verbringt er zudem auch liebend gern mit seinem Sohn und Enkel, die in den USA leben. „Wir treffen uns regelmäßig am Wochenende online und zocken dann“, verrät Heiko Müller.

Heiko Müllers Nachfolger: Heiko Richter übernimmt nun das Zepter in Falkensee

In den vergangenen Wochen und Monaten war Müllers Nachfolger Heiko Richter (parteilos) regelmäßiger Gast im Rathaus. Auch, weil Heiko Müller viel Wert darauf legte, „ihn so früh wie möglich mit einzubinden, um einen möglichst reibungslosen Übergang zu gewährleisten“. So war Richter, der zudem in den vergangenen Monaten die Sitzungen der Stadtverordneten intensiv beobachtete, auch bei den Leitungsrunden im Rathaus stets dabei, wurde in Entscheidungen einbezogen. Was Müller seinem Nachfolger wünscht? „Stets die notwendige Geduld. Immer ein glückliches Händchen für die Entscheidungen im Sinne Falkensees und vor allem wünsche ich ihm, dass ihm ein fairer Umgang gewährt wird.“ An Richters erstem Arbeitstag, seinem erstem freien Tag, freut sich Müller „auf Kaffee und Kuchen am Nachmittag, ganz in Ruhe“.


© Quelle: Nadine Bieneck, https://www.maz-online.de/lokales/havelland/falkensee/falkensee-buergermeister-heiko-muellers-persoenlicher-rueckblick-auf-16-jahre-amtszeit-2GIMPPFE5NDGJFLH7AUY6MPUTE.html